Quelle: Country - Lust auf ländliche Lebensart, Ausgabe 3/2010
http://www.jalag.de/32.0.html
Im
benachbarten Sachsen-Anhalt erzählt Alexander Graf von der Schulenburg
seine eigene Erfolgsgeschichte. Nicht nur, dass er Schloss Angern in
der Nähe von Magdeburg und den dazugehörigen Forst nach der
Wiedervereinigung zurückgekauft hat – seine Landwirtschaft betreibt er
zu 100 Prozent ökologisch. Dabei lässt er sich von einem kundigen
Nachbarn helfen, denn Schulenburg, ein Diplom-Kaufmann, der in der Nähe
von Frankfurt am Main aufwuchs, ist eigentlich IT-Berater.
Bioprodukte seien die einzigen, die ihm schmecken, sagt er. So einfach sei das. Und alles andere sei ungesund. Er glaubt, dass Pestizide in zehn Jahren sowieso verboten sein werden. „Ich habe ein tiefes Misstrauen gegenüber konventionell erzeugten Lebensmitteln und den damit verbundenen Nebenwirkungen für Mensch und Natur.“ Seine Kinder gehen in den Waldorfkindergarten in Magdeburg. Dort kocht man nur mit Öko-Produkten. Doch Graf Schulenburg ist kein Missionar, sondern ein leiser, bescheidener Mann – mit besonderer Perspektive: „Ich leite diesen Betrieb in der achtzehnten Generation. Alle vor mir haben ausschließlich ökologische Lebensmittel angebaut, über mehrere Jahrhunderte. Chemie ist doch in der Landwirtschaft vergleichsweise kurz im Einsatz.“
Seit 1448 ist der Besitz in der Hand der Familie, mit Unterbrechungen, zu denen die DDR-Jahre gehörten. 1998 fing Schulenburg an, seinen Hof ökologisch zu führen, im Osten gilt er bis heute als Exot: Nur wenige Kunden interessierten sich für Bioprodukte, sagt er, das meiste – Getreide, Kartoffeln, Obst und Gemüse – geht in den Westen.
In Deutschland produzieren etwa vier Prozent aller Landwirtschaftsbetriebe komplett ökologisch. Warum so wenig, wo doch die Nachfrage seit Jahren steigt? Biolandwirt zu sein, sagt der grüne Graf, erfordere ganz spezielle Kenntnisse. Die Umstellung sei kompliziert, allein die Unkrautbekämpfung sei etwas, wobei man viel falsch machen könne – und deshalb riskiere, viel Geld zu verlieren. „Viele trauen sich da nicht ran.“