Um 1200 gehörte es mit 9 Hufen und der Kirche dem Kloster Ammensleben. Als der Erzbischof im Jahre 1341 in Angern ein Schloß baute, mochte er den Wunsch haben, das Patronat der Kirche in Palnitz und Eigentum in jenem Orte zu bekommen. Wann das Dorf eingegangen ist, lässt sich nicht nachweisen, jedenfalls noch vor der Einführung der Reformation. Auch hier wird eine wendische Ansiedlung gewesen sein Im Jahre 1562 war es jedoch wüst.

Ein Dorf Briest wird im Jahre 1448 als zum Schloss Angern gehörig genannt, im Jahre 1477 aber als "Dorfstätte Briest" aufgeführt. Es muss also vor 1477 eingegangen sein. Vielleicht ist das kleine Dorf durch Feuer zerstört, und die wenigen Bewohner haben sich darauf in Angern und Wenddorf aufgebaut, In Angern gibt es heute noch den Familiennamen Briest. Die Vermutung liegt nahe, daß die Familie aus dem besagten Dorf Briest stammt. Auch dieser Ort ist eine wendische Ansiedlung gewesen. Den Namen aber hat es von den benachbarten Deutschen erhalten.

Die meisten Wenden sind durch Albrecht dem Bären vertrieben und neue Ansiedler vom Niederrhein und Holland hierher geholt worden. Es lässt sich nicht bestimmen, wann das Dorf entstanden, noch viel weniger, wer seine ersten Bewohner waren. Vielleicht reicht es mit seinen Anfängen bis in die ersten Jahrhunderte nach Chr. zurück.

An der Chaussee nach Rogätz liegt ein Feld, die "alte Dorfstätte" genannt. Ein Dorf hat einst dort gestanden, das deuten die Mauerreste an, auf die man beim Pflügen gestoßen ist. Ob die Bewohner von hier einst ihren Wohnsitz nach der jetzigen Dorfstelle verlegt haben, oder ob jenes Dorf das in den Lehnbriefen erwähnte Lutkow gewesen ist, darüber lässt sich nicht einmal eine Vermutung aufstellen.

Im Jahre 1160 wird ein Theoderich von Angern und 1217 ein Heinrich von Angern genannt. Da es in jener Zeit üblich war, als Zunamen den Namen des Wohnortes zu wählen, so werden diese Männer nach unserem Angern genannt sein und in Angern einen Edelhof besessen haben. Sollte jener Theoderich nicht ein Ritter aus dem Gefolge Albrecht des Bären oder ein Ansiedler aus dem Westen gewesen sein können, dem, wie dem Luder von Wenddorf eine größere Fläche zur Kultivierung übergeben wardt ?

Im 13. Jahrhundert war Angern ein Streitobjekt zwischen den Markgrafen und den Erzbischöfen von Magdeburg. Nachdem im Jahre 1336 Angern als Erzstift-Magdeburgische Besitzung ausdrücklich anerkannt war, suchte der Erzbischof alsbald es zu sichern und zu befestigen. Es war im Jahre I341. Kalte Herbstwinde haben das Laub der Bäume gefärbt und werfen es auf die Erde. Auf der Weide gehen die Viehherden, von alten Leuten und jungen Burschen gehütet. Klein und unscheinbar sind die Häuser in Angern. Sie haben keine Fenster, sondern nur Luken, die geöffnet werden, um Licht und frische Luft hereinzulassen. Auch der Schornstein fehlt; der Rauch zieht durch ein dazu angebrachtes Loch ab. Die Tür ist zweiteilig (wie man sie auf den Holzstichen von Ludwig Richter noch sieht). Tisch und Bänke an der Wand stehend und Bettstellen, in denen dicke Federbetten über das Strohlager gebreitet sind, bilden die hauptsächlichste Einrichtung. Das Dach besteht aus Stroh, Rohr oder Heidekraut, welches mit Weidenruten befestigt ist. Mehr als das kleine Feuer auf dem Herde, mit welchem man die Speisen bereitet, trägt das Vieh, welches unter demselben Dache untergebracht ist, zur Erwärmung im Winter bei.

Ein rühriges Treiben herrschte an der Stätte, wo das jetzige Schloss steht. Erzbischof Otto von Magdeburg läßt eine Burg bauen, und seine Dienstpflichtigen aus Angern, Wenddorf, Mahlwinkel u. a. sind in voller Arbeit. Die Voigte, welche die Arbeiten überwachten und leiteten, treiben zur Eile; der Erzbischof hat sich zu einem Besuch angekündigt. Die Burg, später Schloss genannt, war gebaut und hat Jahrhunderte hindurch bestanden.

Einige Jahre nach dem Bau der Burg kam von Süden die Pest auch ins deutsche Land. Ob sie damals auch in Angern und Wenddorf geherrscht hat, darüber ist keine Nachricht erhalten. Einige Jahrzehnte später. Auf der Burg in Angern haust Gebhard von Alvensleben oder von Klötze, wie er auch genannt wird. Er ging auf Raub aus; die in der Nähe Angern vorbeiführende Heerstraße von Magdeburg durch die Altmark war oft Schauplatz von Überfällen auf die Magdeburger Handelsleute durch von Alvensleben und seinen Knechten. Mehrere Raubüberfälle mit reicher Beute auf Kaufleute wurden verübt. In Magdeburg spie man Gift und Galle; als man von den Überfällen härte. Man beschloss, dem Ritter, der solches verübt, zu Leibe zu gehen. Am Abend vor Himmelfahrt sah Gebhard von Alvensleben-Klötze seine Burg von gewappneten Kriegsknechten umstellt. Am folgenden Tage war er genötigt, die Burg für 400 Mark Silber den Bürgern von Magdeburg abzutreten. Von diesen erhielt sie der Erzbischof als sein Lehngut gegen eine Zahlung von 900 Mark zurück.

Bald nach dieser Zeit besaß die Familie von Rengerslage Angern als Lehngut oder Pfandgut. Später erhielt es Sander von Hemmersdorf, welcher dem Erzbischof Kriegsdienste in der Mark geleistet hatte und in Gefangenschaft geraten war. Nach diesem sind Dietrich von Zerbst und zwei Ritter von der Schulenburg Pfandinhaber. Im Jahre 1448 werden die Gebrüder von der Schulenburg mit dein Schloß Angern beliehen; seit dem ist Angern in den Händen der Familie von der Schulenburg bis zum Jahre 1945.

Es bestand damals aus drei Gütern: Schloß Angern, Vergunst und der "alte Hof". Vergunst, welches ebenfalls von einem Burggraben umgeben war, lag früher außerhalb des Dorfes, später infolge der Ausdehnung des Dorfes am Ende desselben, jetzt im Dorfe. Hier mögen einige Bemerkungen über das Dorfleben am Ausgange des Mittelalters Platz finden: Ìber die Beschaffenheit der Häuser ist schon einiges gesagt. Die Höfe mögen damals, weil Holz reichlich vorhanden war, mit Planken- oder Reisigzäunen umgeben gewesen sein. Schon gab es gegrabene Brunnen, und die großen Brunnenschwengel, die man hier und da noch im 19. bis Anfang des 20. Jahrhunderts sah, hat man schon damals gekannt.

Außerhalb des Hofes (meist im Garten) stand der runde Backofen. Dem Acker wurde eine sorgfältige Bearbeitung zu Teil; Steine und wildes Gestrüpp wurden entfernt, und die Erdschollen mit dem hölzernen Schläger zerkleinert. Das Getreide wurde mit dem Dreschflegel ausgeschlagen. Auf der Feldmark waren Grenzsteine gesetzt und wurden sorgfältig beachtet. Es kam vor, daß beim Setzen der Grenzsteine den anwesenden Knaben eine Maulschelle erteilt wurde, damit sie sich die Lage der Steine genau merken. Schwere Strafe traf die, welche die Grenzsteine verrückten.

> Angern anno 1840 ... (1816-1904)

Aus dem Heft zur Heimatkunde von 1905
aus: Tangerhütter Lokalanzeiger, März 2003