Wasserschloss Angern
Das Wasserschloss Angern wurde 1736 im Auftrag von Christoph Daniel v.d. Schulenburg von Friedrich August Fiedler im Rokoko-Stil erbaut und 1843 klassizistisch umformt. Die Ursprünge des Schlosses reichen bis ins Jahr 1341 zurück, als an dieser Stelle eine Wasserburg errichtet wurde.

Anno 1843–1849: Rund hundert Jahre nach dem Bau des Hauses ließ Edo Friedrich Christoph Daniel, Landrat des Kreises Wolmirstedt, das Schloss Angern an die Architektur der damaligen Zeit anpassen. Vermutlich unter der Leitung von Ludwig Persius wurde das barocke Walmdach durch ein flaches Zinkdach ersetzt, und ein Mezzaningeschoss ergänzt. Inspiration war vermutlich die von Persius für Edos Schwiegervater Curd v. Schöning gestaltete Villa Schöningen in Potsdam gegenüber dem Jagdschloss Glienicke.

Nach den Gebäudesteuerangaben von 1863 bestand der Gutshof aus einem zweistöckigen Wohnhaus für den Gutsinspektor mit einem Erdgeschoss aus massivem Stein und einem Obergeschoss aus Fachwerk. Daneben befanden sich ein Wirtschaftshaus, das die Milchkammer, die Waschküche und eine Knechtsstube beherbergte, sowie ein Brauhaus mit Heizungsanbau. Ein großer Ochsenstall bot Platz für 30 Tiere.

Weitere Gebäude des Gutshofs waren ein Kuh- und Rinderstall für etwa 90 Tiere, ein Pferdestall mit Wagenschuppen sowie eine Scheune. Die Scheune wurde 1872 durch einen massiven Neubau ersetzt. Außerdem befanden sich auf dem Hof ein Schweinestall mit Taubenturm sowie Gärten, die durch eine Feldsteinmauer abgegrenzt waren.

1887 erhielt Angern einen Bahnanschluss, und im Dezember 1898 wurde das Gut an die Firma Friedrich Loß & Co. in Wolmirstedt verpachtet, die es ab 1899 bewirtschaftete. Ab 1900 entstanden Arbeiterkasernen, ein Kühlhaus und ein Maschinenschuppen. Die Schäferei war ein separater Gehöftbereich mit großen Schafställen, darunter ein Stall für 900 Tiere.

1906 umfasste das Fideikommiss Angern 1066 Hektar, einschließlich Angern-Vergunst und Althansensteil. Bis 1913 wuchs der Besitz auf 1663 Hektar an, einschließlich verpachteter Forst- und Landwirtschaftsflächen.

Mit der Bodenreform nach dem Zweiten Weltkrieg wurde Graf Sigurd-Wilhelm am 4. Januar 1946 aus Angern vertrieben. Das Gut, das sich 498 Jahre im Besitz der Familie befand, wurde entschädigungslos enteignet. Der Forst wurde verstaatlicht, und die landwirtschaftlichen Flächen wurden an Kleinbauern verteilt.

Nach der politischen Wende 1996 kehrte die Familie von der Schulenburg nach Angern zurück und kaufte Schloss Angern sowie Teile des Gutes zurück. Die enteigneten Forstflächen konnten vollständig zurückerworben werden, jedoch unter erheblichen finanziellen Aufwendungen.

Heute präsentiert sich Schloss Angern in Teilen denkmalgerecht saniert. Die Seitenflügel beherbergen Mietwohnungen, und das Erdgeschoss des Hauptgebäudes kann für Veranstaltungen gemietet werden. Der Innenausbau ist eine langfristige Aufgabe, doch die Familie setzt alles daran, das historische Erbe zu bewahren.

Die Nutzung des ab 1738 neu errichteten Herrenhauses in Angern unter General Christoph Daniel von der Schulenburg lässt sich im Kontext des mitteldeutschen Landadels als exemplarisch für den funktionalen und repräsentativen Anspruch barocker Gutshausarchitektur einordnen. Analog zu anderen Adelsresidenzen dieser Zeit gliederte sich das Nutzungsschema in Wohnfunktion , administrative Nutzung , Repräsentation , Sammlungstätigkeit und symbolisch-dynastische Verankerung . Der Rundgang durch das Schloss Angern um 1750 zeigt eindrücklich, wie dieses Haus weit über seine unmittelbaren Wohn- und Verwaltungsfunktionen hinaus als architektonischer Ausdruck adeliger Identität diente. Die Räume fungierten als Träger von Macht, Bildung, Status und genealogischer Erinnerung – sorgfältig gegliedert in öffentliches Auftreten, persönliche Rückzugsräume und repräsentative Ordnung. Der Raum links neben dem Gartensaal um 1750
Das Wasserschloss Angern ist historisch gesehen eher ein Herrenhaus . Es wurde 1341 als Wasserburg auf zwei künstlichen Inseln mit einem siebenstöckigen Turm errichtet. 1631 wurde die Burg im Dreißigjährigen Krieg von kaiserlichen Truppen besetzt, durch die Schweden angegriffen und beim anschließenden Dorfbrand weitgehend zerstört. Die erhaltenen Tonnengewölbe, der Keller des Bergfrieds und Außenmauern der Hauptburg zeigen noch heute die Dimensionen der mittelalterlichen Anlage. Im Jahr 1650 fand in der ruinösen Burganlage eine Kirchenvisitation statt, bewohnt war zu dieser Zeit nur noch ein Teil.
Die bauliche Umgestaltung des Herrenhauses in Angern in den Jahren um 1843 markiert einen tiefgreifenden Wandel in der Nutzung und Raumordnung des Hauses. Unter den Nachfahren des Generals Christoph Daniel von der Schulenburg wurde das barocke Erscheinungsbild durch klassizistische Elemente überformt, die sich sowohl in der Fassadengestaltung als auch in der Raumgliederung widerspiegeln.Es dominierte eine hell verputzte Fassade und eine vereinfachte Tür- und Fensterrahmung. Diese Elemente spiegeln die Orientierung am Ideal der "edlen Einfachheit" wider, wie sie seit Winckelmann als Leitbild klassizistischer Baukunst galt. Dieser Umbau ist im Kontext der Adelsgeschichte des 19. Jahrhunderts als Ausdruck einer funktionalen Anpassung und bürgerlich geprägten Repräsentationskultur zu verstehen. Der Raum links neben dem Gartensaal um 1850
In jedem Jahrhundert erlebt die Familie von der Schulenburg und das Haus in Angern bedeutende Veränderungen, doch sie lassen sich nie entmutigen – immer wieder gelingt ein entschlossener Neuanfang gemäß dem Leitsatz "Halte fest was Dir vertraut". Bis 11. Jahrhundert , 12. Jahrhundert , 13. Jahrhundert , 14. Jahrhundert , 15. Jahrhundert , 16. Jahrhundert , 17. Jahrhundert , 18. Jahrhundert , 19. Jahrhundert , 20. Jahrhundert , 21. Jahrhundert .
Vom höfischen Tableau zur rationalisierten Wohnwelt: Die Wohn- und Funktionsräume des Schlosses Angern spiegeln in exemplarischer Weise den sozialen und kulturellen Wandel des Adels im langen 18. Jahrhundert wider. Zwischen dem Rokoko-inspirierten Repräsentationskonzept unter General Christoph Daniel von der Schulenburg (†1763), der verwaltungstechnisch durchrationalisierten Ordnung unter Friedrich Christoph Daniel (†1821) und dem klassizistischen Umbau unter Edo von der Schulenburg (ab 1841) lassen sich klare strukturelle und ästhetische Entwicklungslinien feststellen. Die verfügbaren Inventare von 1752 (Rep. H 76) und 1821 (Rep. H 79) sowie die bau- und kulturgeschichtliche Beschreibung um 1845 erlauben eine vergleichende Analyse der sich wandelnden Raumfunktionen.
Nach der Zerstörung der Burganlage von Angern im Dreißigjährigen Krieg – dokumentiert etwa 1631 durch den Einfall der Truppen Tillys – blieben nur Teile des Kellers der Vorburg und das Turmgewölbe sowie möglicherweise auch das Tonnengewölbe daneben erhalten. Aus diesen Resten entstand ab etwa 1650 ein schlichter Neubau, der baulich und funktional zwischen ruinöser Burg und barockem Schloss vermittelt. Die neue Wohnanlage umfasste drei Hauptbestandteile: das zweigeschossige Haupthaus, ein einstöckiges Nebengebäude und den dazwischenstehenden Rest des Turms. Letzterer war als solcher zwar funktionslos geworden, aber architektonisch in das Ensemble eingebunden und beherbergte immerhin noch ein bewohnbares Zimmer.
Angern

Angern, Sachsen-Anhalt, Landkreis Börde. Heft 20, Berlin 2023 (ISBN: 978-3-910447-06-6).
Alexander Graf von der Schulenburg, Klaus-Henning von Krosigk, Sibylle Badstübner-Gröger.
Herausgeber: Deutsche Gesellschaft e.V.
Umfang: 36 Seiten, 59 Abbildungen.