Wasserschloss Angern
Das Wasserschloss Angern wurde 1736 im Auftrag von Christoph Daniel v.d. Schulenburg im Rokoko-Stil erbaut und 1843 klassizistisch umformt.

Fritz I. von der Schulenburg (1350-1415) (Wikipedia) war der nähere Stammvater aller drei Äste der weißen Linie des Hauses von der Schulenburg. Er hat den Übergang der Mark Brandenburg an die Hohenzollern aktiv miterlebt und zeigte sich dabei als ein selbstbewusster Schloßgesessener seiner Zeit und herausragender Vertreter des gemäßigten Teils des märkischen Adels. Etwa 1350 wird er zu Beetzendorf geboren als Sohn von Bernhard V von der Schulenburg und Margarete, geb. von Wedderde. Zu dieser Zeit wird an der Mosel die Burg Eltz erbaut, ist der Schiefe Turm von Pisa fertig und stiftet König Eduard III. von England den Hosenbandorden.

Fritz erlebt, wie Kaiser Karl IV. aus dem Hause Luxemburg die Mark Brandenburg 1373 von Otto von Wittelsbach als luxemburgische Hausmacht erwirbt. 1411 wird der Sohn Kaiser Karls IV. und König von Ungarn, Sigismund I., zum Deutschen König gewählt. Er hält sich jedoch drei Jahre lang nicht im Reich auf und hat deshalb zwei Statthalter im Reich eingesetzt:

Als im Jahr 1411 die Mark nach dem Tode des Markgrafen Jost an König Sigismund I. zurückfällt, senden die märkischen Stände eine Abordnung nach Ofen (Budapest), um dem neuen Herrn der Mark, also König Sigismund I., zu huldigen. Das war damals so Brauch. Fritz I. war einer der Abgeordneten. In den Tagen der Muße in Ofen wird Fritz I. diesem neumodischen Minnesänger Oswald von Wolkenstein zugehört haben, der recht raue Lieder aus seinem bewegten Leben zum Besten gab. Nach der offiziellen Huldigung teilt zu aller Überraschung der König den Delegierten der Stände und Städte in Ofen mit, dass Friedrich VI., Burggraf von Nürnberg und einer der beiden Statthalter im Deutschen Reich, zum "Verweser und Hauptmann der Mark" bestellt werden solle. Nach Beratung willigen die Delegierten der Mark ein.

In die Mark zurückgekehrt, lehnen sie jedoch die Huldigung ab, auch Fritz I. Es beginnt nun die Zeit, die als "Quitzowzeit" bekannt ist und in der Friedrich VI. mit fränkischen Rittern die Macht des märkischen Adels bricht. (Friedel Hohenlohe-Waldenburg erzählte mir am 25.7.83, einer seiner Vorfahren sei bei den Kämpfen mit den Quitzows gefallen).

1412 zieht Friedrich VI., geleitet von fremden, zumeist fränkischen Rittern, in Brandenburg ein. Keine märkische Familie ist dabei. Am 12.8.1412 erhält Fritz I. ein scharfes Schreiben von König Sigismund I., Burggraf Friedrich VI. gehorsam zu sein. Auch ein zweites Schreiben ist noch notwendig, bis Fritz I. sich, vermutlich im November 1412, besinnt und mit den Städten und einem Teil der altmärkischen Ritterschaft dem neuen Herrn huldigt.

Damit ist nun aber keineswegs Ruhe eingekehrt, wie es dieses Bild "Paradiesgärtlein", der Hortus Conclusus aus Frankfurt/Main ahnen lassen will. Es kommt zu schlimmen Fehden zwischen den Geschlechtern, dem Stift Brandenburg und dem Erzstift Magdeburg. Fritz I. beteiligt sich kräftig an Fehden, denn eine Klageschrift des Erzbischofs von Magdeburg erwähnt ihn und seine Knechte ausdrücklich. Bis März 1414 hat Friedrich VI. jedoch allen Widerstand, auch den der Quitzow-Partei, deren Kopf übrigens ein Gans zu Putlitz ist, gebrochen. "Mit den Feuerschlünden der Faulen Grete" hatte der neue Herr ein Schloß und eine Burg nach der anderen erobert. Hier eine Darstellung aus dem 19. Jahrhundert, wie sich die Quitzows ergeben.

Von seiner Residenz Tangermünde aus erlässt Friedrich VI. eine strenge Landfriedensordnung für die Mark. Fritz I. scheint schnell die Gunst des neuen Landesherrn erworben zu haben, denn schon einen Monat später am 12.4.1414 bestätigt der Burggraf Friedrich VI. alle Rechte des Geschlechts inkl. des Erbküchenmeisters der Mark Brandenburg.

Schon bald begibt sich der Burggraf zu König Sigismund I. und wird am 30.4.1415 auf dem Konzil zu Konstanz feierlich als Friedrich I. Markgraf und Kurfürst von Brandenburg mit der Mark Brandenburg belehnt. Der Bericht über die Belehnung ist in der bebilderten Chronik des Konstanzer Konzils enthalten, das primär der Glaubenseinheit galt und deswegen dem Reformator Hus dort das Leben kostete.

Die Belehnung lief formal wie folgt ab:

  1. Friedrich I. wird von einem Reiterzug aus seiner Wohnung abgeholt.
  2. König Sigismund zeigt sich am Fenster des Hohen Hauses am Markt zu Konstanz.
  3. König Sigismund nimmt die Belehnung vor.
  4. Kurfürst von Brandenburg mit seinem Standartenträger, dahinter das Banner der Hohenzollern nach der Belehnung.

Es liegt jedoch kein Hinweis vor, dass Fritz I. im Gefolge des Markgrafen die Belehnung miterlebt hat. Ende 1415/Anfang 1416 ist er gestorben.

Verfasser: Paul-Werner von der Schulenburg; aus: Schulenburg'sche Ahnen im Spiegel ihrer Zeit

Eheschließung: Hippolyta von Jagow, Tochter eines Hermann von Jagow (*1346).

Kinder:

Die Nutzung des ab 1738 neu errichteten Herrenhauses in Angern unter General Christoph Daniel von der Schulenburg lässt sich im Kontext des mitteldeutschen Landadels als exemplarisch für den funktionalen und repräsentativen Anspruch barocker Gutshausarchitektur einordnen. Analog zu anderen Adelsresidenzen dieser Zeit gliederte sich das Nutzungsschema in Wohnfunktion , administrative Nutzung , Repräsentation , Sammlungstätigkeit und symbolisch-dynastische Verankerung . Der Rundgang durch das Schloss Angern um 1750 zeigt eindrücklich, wie dieses Haus weit über seine unmittelbaren Wohn- und Verwaltungsfunktionen hinaus als architektonischer Ausdruck adeliger Identität diente. Die Räume fungierten als Träger von Macht, Bildung, Status und genealogischer Erinnerung – sorgfältig gegliedert in öffentliches Auftreten, persönliche Rückzugsräume und repräsentative Ordnung. Der Raum links neben dem Gartensaal um 1750
Das Wasserschloss Angern ist historisch gesehen eher ein Herrenhaus . Es wurde 1341 als Wasserburg auf zwei künstlichen Inseln mit einem siebenstöckigen Turm errichtet. 1631 wurde die Burg im Dreißigjährigen Krieg von kaiserlichen Truppen besetzt, durch die Schweden angegriffen und beim anschließenden Dorfbrand weitgehend zerstört. Die erhaltenen Tonnengewölbe, der Keller des Bergfrieds und Außenmauern der Hauptburg zeigen noch heute die Dimensionen der mittelalterlichen Anlage. Im Jahr 1650 fand in der ruinösen Burganlage eine Kirchenvisitation statt, bewohnt war zu dieser Zeit nur noch ein Teil.
Die bauliche Umgestaltung des Herrenhauses in Angern in den Jahren um 1843 markiert einen tiefgreifenden Wandel in der Nutzung und Raumordnung des Hauses. Unter den Nachfahren des Generals Christoph Daniel von der Schulenburg wurde das barocke Erscheinungsbild durch klassizistische Elemente überformt, die sich sowohl in der Fassadengestaltung als auch in der Raumgliederung widerspiegeln.Es dominierte eine hell verputzte Fassade und eine vereinfachte Tür- und Fensterrahmung. Diese Elemente spiegeln die Orientierung am Ideal der "edlen Einfachheit" wider, wie sie seit Winckelmann als Leitbild klassizistischer Baukunst galt. Dieser Umbau ist im Kontext der Adelsgeschichte des 19. Jahrhunderts als Ausdruck einer funktionalen Anpassung und bürgerlich geprägten Repräsentationskultur zu verstehen. Der Raum links neben dem Gartensaal um 1850
In jedem Jahrhundert erlebt die Familie von der Schulenburg und das Haus in Angern bedeutende Veränderungen, doch sie lassen sich nie entmutigen – immer wieder gelingt ein entschlossener Neuanfang gemäß dem Leitsatz "Halte fest was Dir vertraut". Bis 11. Jahrhundert , 12. Jahrhundert , 13. Jahrhundert , 14. Jahrhundert , 15. Jahrhundert , 16. Jahrhundert , 17. Jahrhundert , 18. Jahrhundert , 19. Jahrhundert , 20. Jahrhundert , 21. Jahrhundert .
Vom höfischen Tableau zur rationalisierten Wohnwelt: Die Wohn- und Funktionsräume des Schlosses Angern spiegeln in exemplarischer Weise den sozialen und kulturellen Wandel des Adels im langen 18. Jahrhundert wider. Zwischen dem Rokoko-inspirierten Repräsentationskonzept unter General Christoph Daniel von der Schulenburg (†1763), der verwaltungstechnisch durchrationalisierten Ordnung unter Friedrich Christoph Daniel (†1821) und dem klassizistischen Umbau unter Edo von der Schulenburg (ab 1841) lassen sich klare strukturelle und ästhetische Entwicklungslinien feststellen. Die verfügbaren Inventare von 1752 (Rep. H 76) und 1821 (Rep. H 79) sowie die bau- und kulturgeschichtliche Beschreibung um 1845 erlauben eine vergleichende Analyse der sich wandelnden Raumfunktionen.
Nach der Zerstörung der Burganlage von Angern im Dreißigjährigen Krieg – dokumentiert etwa 1631 durch den Einfall der Truppen Tillys – blieben nur Teile des Kellers der Vorburg und das Turmgewölbe sowie möglicherweise auch das Tonnengewölbe daneben erhalten. Aus diesen Resten entstand ab etwa 1650 ein schlichter Neubau, der baulich und funktional zwischen ruinöser Burg und barockem Schloss vermittelt. Die neue Wohnanlage umfasste drei Hauptbestandteile: das zweigeschossige Haupthaus, ein einstöckiges Nebengebäude und den dazwischenstehenden Rest des Turms. Letzterer war als solcher zwar funktionslos geworden, aber architektonisch in das Ensemble eingebunden und beherbergte immerhin noch ein bewohnbares Zimmer.
Angern

Angern, Sachsen-Anhalt, Landkreis Börde. Heft 20, Berlin 2023 (ISBN: 978-3-910447-06-6).
Alexander Graf von der Schulenburg, Klaus-Henning von Krosigk, Sibylle Badstübner-Gröger.
Herausgeber: Deutsche Gesellschaft e.V.
Umfang: 36 Seiten, 59 Abbildungen.