Die Burg Angern als Forschungsgegenstand: Quellenlage, Befundauswertung und Rekonstruktionspotenzial. Die Burganlage von Angern in Sachsen-Anhalt stellt ein bislang kaum wissenschaftlich untersuchtes Beispiel für eine hochmittelalterliche Wasserburg mit außergewöhnlich gut erhaltener Geländestruktur und dokumentierbaren Baubefunden dar.
Die Brückenverbindung über den westlichen Wassergraben war von zentraler Bedeutung für die Erschließung und Verteidigung der Hauptburg. Die heute noch erhaltene Ziegelbrücke stammt aus der Zeit um 1870 und überformt ältere, ursprünglich hölzerne Vorgängerbauten. Für das Mittelalter ist mit einer Zugbrückenkonstruktion zu rechnen, deren Position durch historische Bauachsen belegt, deren Substanz jedoch nicht mehr erhalten ist. Die wechselnde Brückenarchitektur ist ein anschauliches Zeugnis für den Funktionswandel der Burganlage von der wehrhaften Wasserburg zum repräsentativen Landschloss.
Befund J2: Bauzeitliche Grabenbrücke der Hauptburg Angern (um 1340) (hypothetisch-rekonstruktiv)
Befund J3: Brücke zwischen Vorburg und Hauptburginsel vor 1870
Befund J4: Brücke zwischen Vorburg und Hauptburginsel ab 1870
Die hochmittelalterliche Burg Angern wurde in einer hydrologisch und strategisch besonders vorteilhaften Niederung der Altmark errichtet. Der Standort war durch einen feuchten, schwer passierbaren Bruch geprägt, der als natürliches Hindernis fungierte. Die nachfolgenden Ausführungen dokumentieren die landschaftlichen Voraussetzungen, den bautechnischen Umgang mit dem Bruchgelände sowie dessen Transformation im Laufe der Jahrhunderte.